Tanzlindenmuseum Limmersdorf
Eine Freilichtausstellung rund um die Limmersdorfer Tanzlinde
Rund um die Tanzlinde in Limmersdorf befindet sich ein Ausstellungs- und Dokumentationszentrum zur Limmersdorfer Lindenkirchweih. Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos. Die Ausstellung ist ganzjährig ganztägig geöffnet.
Die Ausstellung
Von 2018 bis 2024 wurde das Tanzlindenmuseum Limmersdorf in seiner aktuellen Form konzipiert und umgesetzt. Das Ausstellungs- und Dokumentationszentrum umfasst mehrere Standorte:
Ehemalige Schlauchtrocknung
Modelle der heute noch bestehenden sechs „echten“ Tanzlinden und Vorstellung des Festablaufs
Ehemaliges Feuerwehrhaus
Vorstellung der Limmersdorfer Lindenkirchweih in Text und Film
Freigelände
Darstellung der Standorte aller heute bekannten Tanzlinden. Informationen zum Ziehen einer Tanzlinde.
Alte Tanzlinde
Die alte Limmersdorfer Tanzlinde, gepflanzt 1686, ist der Mittelpunkt der Lindenkirchweihtradition. Das Gerüst ist nur zur Kirchweih begehbar.
Neue Tanzlinde
1990 wurde eine zweite Linde als Nachfolgelinde gepflanzt. Erst in jüngster Zeit erhielt sie ein Tanzlindengerüst. Dieses ist auch außerhalb der Kirchweih begehbar.
Herzlichen Dank an die Träger und Förderer
Die Umsetzung des Projektes wurde finanziell gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), durch das Amt für Ländliche Entwicklung, durch die Oberfrankenstiftung und durch den Landkreis Kulmbach.
Getragen wird das Tanzlindenmuseum Limmersdorf durch die Gemeinde Thurnau in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition.
Hintergrund
Allgemeines
Die Form von Pflanzen, insbesondere Bäumen, nach menschlichen ästhetischen Maßstäben zu gestalten, hat lange Tradition.
Dies schlägt sich sichtbar u. a. nieder
- als Element der Gartenkunst seit mehr als 4000 Jahren
- in der fast zweitausendjährigen Kultur der Bonsaikunst
- in Spalieren von Obstbäumen seit dem 18. Jahrhundert
- bei Gartenlauben.
Die Formgebung bei Bäumen erfolgt dabei in erster Linie durch den Schnitt der Äste und das Leiten der Äste in gewünschte Richtungen, aber auch durch Züchtungen; bei der Bonsaikunst kommt noch die Einflussnahme auf die Größe z. B. durch Wurzelbeschnitt dazu.
Besonders zum Leiten der Äste geeignet ist in Mitteleuropa die Linde, insbesondere die Sommer- oder Wasserlinde, da sie durch schnellen Wuchs und die Biegsamkeit der jungen Äste kurzfristig, das heißt in wenigen Jahren, sichtbare Erfolge zulässt.
Da die Linde gerade in Deutschland, aber auch in den angrenzenden Ländern kulturhistorisch besondere Wertschätzung genießt – sie gilt u. a. als Baum der Liebenden und Baum des Volkes, Baum der Christen und Baum der Drachen, als Medizinalbaum und als Nutzpflanze –, war es geradezu zwangsläufig, dass diese Baumart in den Siedlungen einen besonderen Status erhielt (vgl. Michel Brunner: „Bedeutende Linden – 400 Baumriesen Deutschlands“ Haupt Verlag, Bern 2007).
Mittlerweile ist es jedoch so, dass fast alle mit weit ausladenden unterem Astkranz bestückten, auf Dorfplätzen stehenden großen und alten Linden sehr undifferenziert als Tanzlinden bezeichnet werden – was letztlich Linden, die wirklich Tanzlinden sind oder waren, nicht mehr gerecht wird und wodurch die herausragenden Besonderheiten tatsächlicher Tanzlinden im Bewusstsein der Menschen verloren geht.
Das Besondere
Vor diesem Hintergrund müssen Tanzlinden als ein besonderer, eigenständiger Ausdruck dörflicher Kultur und als Dokument ländlicher Geschichte gesehen und wegen der erkennbaren Gefährdung das Wissen dazu erhalten werden.
Es ist dabei wichtig, die verschiedenen Ausprägungen der Gestaltung von Linden zu definieren und von natürlich gewachsenen über allgemein geleitete Linden und Stufenlinden bis hin zur aufwendigsten Form, der Tanzlinde, zu unterscheiden.
Bei den geleiteten Formen der Tanzlinden steht um den Stamm der Linde herum ein Gerüst, das allerdings unterschiedlichen Zwecken dient, wodurch eine weitere Unterscheidung notwendig wird:
Bei den Objekten der Kategorien „Tanzlinden im engeren Sinn“ gilt als Besonderheit, dass sie in der Regel nicht nur herausragende Naturdenkmale, sondern oftmals auch Baudenkmale sind, die einem kulturellen Zweck, meist den dörflichen Traditionen und Tanzbräuchen in Zusammenhang mit den früher in vielerlei Hinsicht sehr bedeutsamen Kirchweihfesten, dienen. Auf dieser einmaligen, harmonischen Vereinigung dreier Elemente, die nur selten wirklich erreicht wurde und noch seltener erhalten ist, beruht auch die weit über die Standortdörfer und -regionen hinausgehende besondere kulturelle Bedeutung der Tanzlinden.
Die entscheidenden Merkmale für diese „echten Tanzlinden“ sind, dass
- ein Gerüst mit Geländer und Plattform vorhanden ist
- die Äste scheinbar das Gerüst tragen
- auf der Plattform getanzt wird.
Anders bei den geleiteten „Tanzlinden im weiteren Sinne“: Dort wachsen die Äste über den Konstruktionsbalken, weil in der Regel die Gerüste die Äste tragen. Deshalb konnte bzw. kann dort auch nicht auf, sondern lediglich unter den Linden getanzt werden (Platz- oder Plan-Tanz); die Gerüste dienen lediglich dem Stützen und Leiten der Äste.
Bei den „Sonstigen Tanzlinden“ ist hingegen keinerlei Gerüst vorhanden, lediglich das umgebende Gelände dient(e) dort als Tanzplatz; manchmal wird die Bezeichnung Tanzlinde allerdings auch ohne jeden erkennbaren Bezug zu Tanzbräuchen als Interpretation der Form des Baumes benutzt; letzteres trifft vor allem bei Stufenlinden häufig zu.
Die geordnete Darstellung dieser Vielfalt und die notwendige ausdrückliche Hervorhebung der „Tanzlinden im engeren Sinne“ mit den bei diesen Bäumen manifestierten baulichen und kulturellen Besonderheiten rechtfertigen eine eigenständige Betrachtung dieser Objekte, der dazugehörigen Bräuche und Wurzeln und die Bearbeitung und Darstellung in einem Museum.
Die Zielsetzungen
Mit der Schaffung des Tanzlindenmuseums Limmersdorf werden mehrere Ziele verfolgt.
- Hintergründe erforschen, Wissen und Exponate sammeln, strukturieren und bewahren
- Aktivitäten bündeln
- Idee und Wissen verbreiten
Das Tanzlindenmuseum Limmersdorf befindet sich als ein „lebendiges Museum“ an einem authentischen Standort. Die museale Aufbereitung der Tanzlindentradition einerseits und die Pflege und Bewahrung dieser Kulturform andererseits gehen Hand in Hand.