Deutsches Tanzlindenmuseum Limmersdorf

Das Anliegen

Allgemeines

Die Form von Pflanzen, insbesondere Bäumen, nach menschlichen ästhetischen Maßstäben zu gestalten, hat lange Tradition.

Dies schlägt sich sichtbar u. a. nieder

  • als Element der Gartenkunst seit mehr als 4000 Jahren
  • in der fast zweitausendjährigen Kultur der Bonsaikunst
  • in Spalieren von Obstbäumen seit dem 18. Jahrhundert
  • bei Gartenlauben.

 

Die Formgebung bei Bäumen erfolgt dabei in erster Linie durch den Schnitt der Äste und das Leiten der Äste in gewünschte Richtungen, aber auch durch Züchtungen; bei der Bonsaikunst kommt noch die Einflussnahme auf die Größe z. B. durch Wurzelbeschnitt dazu.

 

Besonders zum Leiten der Äste geeignet ist in Mitteleuropa die Linde, insbesondere die Sommer- oder Wasserlinde, da sie durch schnellen Wuchs und die Biegsamkeit der jungen Äste kurzfristig, das heißt in wenigen Jahren, sichtbare Erfolge zulässt.

 

Da die Linde gerade in Deutschland, aber auch in den angrenzenden Ländern kulturhistorisch besondere Wertschätzung genießt – sie gilt u. a. als Baum der Liebenden und Baum des Volkes, Baum der Christen und Baum der Drachen, als Medizinalbaum und als Nutzpflanze –, war es geradezu zwangsläufig, dass diese Baumart in den Siedlungen einen besonderen Status erhielt (vgl. Michel Brunner: „Bedeutende Linden – 400 Baumriesen Deutschlands“ Haupt Verlag, Bern 2007).

 

Mittlerweile ist es jedoch so, dass fast alle mit weit ausladenden unterem Astkranz bestückten, auf Dorfplätzen stehenden großen und alten Linden sehr undifferenziert als Tanzlinden bezeichnet werden – was letztlich Linden, die wirklich Tanzlinden sind oder waren, nicht mehr gerecht wird und wodurch die herausragenden Besonderheiten tatsächlicher Tanzlinden im Bewusstsein der Menschen verloren geht.

Das Besondere

Vor diesem Hintergrund müssen Tanzlinden als ein besonderer, eigenständiger Ausdruck dörflicher Kultur und als Dokument ländlicher Geschichte gesehen und wegen der erkennbaren Gefährdung das Wissen dazu erhalten werden.

 

Es ist dabei wichtig, die verschiedenen Ausprägungen der Gestaltung von Linden zu definieren und von natürlich gewachsenen über allgemein geleitete Linden und Stufenlinden bis hin zur aufwendigsten Form, der Tanzlinde, zu unterscheiden.

 

Bei den geleiteten Formen der Tanzlinden steht um den Stamm der Linde herum ein Gerüst, das allerdings unterschiedlichen Zwecken dient, wodurch eine weitere Unterscheidung notwendig wird:

 

Bei den Objekten der Kategorien „Tanzlinden im engeren Sinn“ gilt als Besonderheit, dass sie in der Regel nicht nur herausragende Naturdenkmale, sondern oftmals auch Baudenkmale sind, die einem kulturellen Zweck, meist den dörflichen Traditionen und Tanzbräuchen in Zusammenhang mit den früher in vielerlei Hinsicht sehr bedeutsamen Kirchweihfesten, dienen. Auf dieser einmaligen, harmonischen Vereinigung dreier Elemente, die nur selten wirklich erreicht wurde und noch seltener erhalten ist, beruht auch die weit über die Standortdörfer und -regionen hinausgehende besondere kulturelle Bedeutung der Tanzlinden.

 

Die entscheidenden Merkmale für diese „echten Tanzlinden“ sind, dass

  • ein Gerüst mit Geländer und Plattform vorhanden ist
  • die Äste scheinbar das Gerüst tragen
  • auf der Plattform getanzt wird.

 

Anders bei den geleiteten „Tanzlinden im weiteren Sinne“: Dort wachsen die Äste über den Konstruktionsbalken, weil in der Regel die Gerüste die Äste tragen. Deshalb konnte bzw. kann dort auch nicht auf, sondern lediglich unter den Linden getanzt werden (Platz- oder Plan-Tanz); die Gerüste dienen lediglich dem Stützen und Leiten der Äste.

 

Bei den „Sonstigen Tanzlinden“ ist hingegen keinerlei Gerüst vorhanden, lediglich das umgebende Gelände dient(e) dort als Tanzplatz; manchmal wird die Bezeichnung Tanzlinde allerdings auch ohne jeden erkennbaren Bezug zu Tanzbräuchen als Interpretation der Form des Baumes benutzt; letzteres trifft vor allem bei Stufenlinden häufig zu.

 

Die geordnete Darstellung dieser Vielfalt und die notwendige ausdrückliche Hervorhebung der „Tanzlinden im engeren Sinne“ mit den bei diesen Bäumen manifestierten baulichen und kulturellen Besonderheiten rechtfertigen eine eigenständige Betrachtung dieser Objekte, der dazugehörigen Bräuche und Wurzeln und die Bearbeitung und Darstellung in einem Museum.

Die Zielsetzungen

Mit der Schaffung des Deutschen Tanzlindenmuseums werden mehrere Ziele verfolgt.

  • Hintergründe erforschen, Wissen und Exponate sammeln, strukturieren und bewahren
  • Aktivitäten bündeln
  • Idee und Wissen verbreiten

 

Mit der Festlegung auf Limmersdorf als Standort wird erreicht, dass das Museum an einem authentischen Standort betrieben wird, dass es ein „lebendiges Museum“ ist, in dem museale Aufbereitung einerseits und Pflege und Bewahrung der Tanzlinden-Tradition andererseits also Hand in Hand gehen. Das einmalige Areal eignet sich auch in hervorragender Weise zu einer offenen, offen zugänglichen Präsentation unter freiem Himmel, die der Thematik in hohem Maße entgegenkommt – und letztlich auch kostengünstig, mit einem dem Thema angemessenen Aufwand zu realisieren und zu betreiben ist.

Die Umsetzung

Das beschriebene Anliegen soll durch die Realisierung verschiedener Projekte umgesetzt werden.

 

Projekt 1 – Begriffsklärung

Entwicklung und Fortschreibung eines sachgerechten Museumskonzeptes Definition und Systematisierung des Bestandes in Deutschland

Projekt 2 – Die Originale

Präsentation der Original-Tanzlinden:

  • Die Alte Limmersdorfer Tanzlinde, gepflanzt 1686, als herausragendes Beispiel einer Tanzlinde und als Mittelpunkt einer alt überlieferten Tanz- und Kirchweihtradition
  • Die Neue Limmersdorfer Tanzlinde, gepflanzt 1990, als Beispiel für den Schnitt und die Leitung einer Linde zur Tanzlinde
  • Da die Alte Tanzlinde Limmersdorf nur in der Zeit der Kirchweih begehbar ist, wird die die „Neue“ oder die 2. junge Linde mit einem einfachen Holzgerüst versehen und ganzjährig für Besucher als Tanzlinde begehbar gemacht; es ist auch vorgesehen, dort eine nicht störende Musikeinrichtung zu installieren, um Besuchern ganzjährig einen Tanz auf der Linde zu ermöglichen.
  • Großformat-Poster der noch existierenden „Echten Tanzlinden“

Projekt 3 – Modelle

Umbau und Erweiterung der Schlauchtrocknung zur Ausstellungshalle mit Eingangspavillon.

 

Präsentation der herausragenden Beispiele von Tanzlinden als originalgetreue Modelle mit Planzeichnungen und Originalbeschreibungen.

 

Präsentation des Brauchtums „Fränkische Kirchweih mit Tanzlinde“ als Groß-Diorama in Zusammenarbeit z. B. mit den

  • Thurnauer Töpfern, Kunsthandwerkern und Künstlern und/oder dem
  • Deutschen Zinnfigurenmuseum in Kulmbach und/oder dem
  • Deutschen Spielzeugmuseum in Sonneberg und/oder dem
  • Gartenkunst-Museum Schloss Fantasie.

 

Ziehen und Ausstellen von Tanzlinden als Bonsai.

Projekt 4 – Tanzlinden allgemein

Präsentation der mit dem Begriff „Tanzlinde“ verbunden Linden in Deutschland mittels fotographischer Darstellungen und textlichen Beschreibungen.

Projekt 5 – Multimedia

Präsentation filmischer oder multimedialer Darstellungen der Tanzlinden.

Projekt 6 – Tanzlindenroute

Entwicklung und Betreuung einer Deutschen Tanzlindenroute mit kartographischer Darstellung.

Projekt 7 – Brauchtum

Regelmäßig wechselnde Dokumentationen und Präsentationen des zu den Tanzlinden gehörenden Brauchtums, insbesondere hinsichtlich Kirchweih, Plantanz und Trachten, eventuell auch in der Funktion als Gerichtsplatz.

Projekt 8 – Archiv

Schaffung und Betrieb eines Archivs, einer themenbezogener Bibliothek und eines wissenschaftlichen Arbeitsplatzes.

 

  • Aufbau und Verwaltung entsprechender Internet-Präsentationen
  • Veröffentlichungen
  • Informationsmaterial
  • Pressedienst

Projekt 9 – Kunst

Sammlung und wechselnde Ausstellung von Original-Exponaten oder Kopien, bei denen Tanzlinden Gegenstand der „Bildenden Kunst“ sind.

Projekt 10 – Beirat

Schaffung eines Beirates

Projekt 11 – Infrastruktur

  • Innerörtliche Maßnahmen (z. B. Parken, Übersichtspläne)
  • Beschilderung (z. B. A 70, B 85, Gemeindegebiet, Ortseingänge)
  • Beleuchtung
  • Rastplatz

Projekt 12 – Öffnung der St. Johannes-Kirche

Es wird angestrebt, in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde (vor dem Hintergrund und zur Betonung des bedeutsamen Zusammenhangs Tanzlinde – Kirchweihe – Kirche) eine ganztätige Öffnung der Kirche für Besucher zu ermöglichen.

Zeitlicher Rahmen

Vorgesehen ist eine schrittweise Umsetzung der Projekte, wobei sich deren Inhalte im Zuge der weiteren Vertiefung und Bearbeitung durchaus noch ändern können; bis zu einem vorläufigen Abschluss des Aufbaus werden, auch abhängig von der finanziellen Situation, mehrere
Jahre vergehen.

 

Um inhaltlich und räumlich eine „greifbare“ Basis und Struktur für diese Entwicklung und für alle jetzt und in Zukunft involvierten Personen und Organisationen zu schaffen, wird am 15. Mai 2011 das Konzept mit ausgewählten Elementen aus den geplanten Projekten im Rahmen einer Museumseröffnung vorgestellt; damit soll auch ein Dialog mit allen Interessierten beginnen, der in den Museumsaufbau einfließen soll. An diesem Tag werden deshalb

 

  • die Fläche des Museums vom Markt Thurnau zur Schaffung des Deutschen Tanzlindenmuseums Limmersdorf übergeben
  • das Museumskonzept mit Logo vorgestellt (aus Projekt 1)
  • die Bestandsaufnahme und Kategorisierung präsentiert (aus Projekt 1)
  • die Limmersdorfer Tanzlinden vorgestellt (aus Projekt 2)
  • „Tanzlinden im engeren Sinne“ in großformatigen Bildern präsentiert (aus Projekt 2)
  • die Deutsche Tanzlindenroute, zum Teil bebildert, präsentiert (aus Projekten 4 und 6)
  • das Archiv und Bibliothek in Betrieb genommen (aus Projekt 8)
  • die Internetauftritte präsentiert (aus Projekt 8)
  • die ersten Bilder vorgestellt (aus Projekt 9)
  • die ersten Beiratsmitglieder bekannt gegeben (aus Projekt 10)
  • die St. Johannes-Kirche (aus Projekt 12) geöffnet sein.

Räumliche Konzeption

Siehe „Museumsplan“.

Finanzierung

Die Finanzierung soll erfolgen durch

 

  • Eigenmittel des Vereins
  • Spenden für Investitionen von Unternehmen und Privatpersonen
  • Spenden von Besuchern (Spendenbox im Museumsgelände) für den laufenden Betrieb
  • Sachleistungen durch den Markt Thurnau
  • Fördermittel aus dem öffentlichen Bereich.

Projektträger

Das Projekt wird (vorerst) getragen vom Verein zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition mit ausdrücklicher Unterstützung durch den Markt Thurnau.

 

Die laufende Betreuung wird ehrenamtlich aus dem Verein heraus geleistet.

 

Begleitet und unterstützt werden soll das Deutsche Tanzlindenmuseum von einem Beirat, der vom tragenden Verein berufen wird; die Mitarbeit dort soll kosten- und spesenfrei erfolgen.